1890
Adrien Turel wird am 5. Juni in St. Petersburg geboren. Der Vater, André-Jerémie Turel (1828- 1905), waadtländischer Gymnasiallehrer und Staatsrat, war um 1860 von Ollon nach Russland ausgewandert, wo er später in dritter Ehe seine ehemalige Schülerin, die um 27 Jahre jüngere Franziska Th. Schmidt heiratete. Drei Monate nach der Geburt schwere Erkrankung, von der rechtsseitige Lähmungen zurückbleiben.
1891
Rückkehr der Familie in die Schweiz nach Chailly-sur-Lausanne. Bezug des Landsitzes «Les Aubepines», wo der Vater Adrien und seine beiden jüngeren Geschwister Serge und Lilli unterrichtet. Auf dem Dach des Hauses wird eigens eine Sternwarte eingerichtet.
1900
Nachdem der Vater sein Vermögen verloren hat, assoziiert sich Franziska Turel mit ihrer in Berlin lebenden Mutter, die dort ein kleines Geschäft führt. Im Herbst tritt Adrien Turel in die dortige Louisenstädtische Oberrealschule ein. Zur französischen kommt die deutsche Spracherfahrung.
«Wenn es eine grosse Zäsur in meinem Leben gibt, eine Grundschwelle, bei deren Überschreitung ich mich von einem Begabungstypus zum anderen verwandelt oder bekehrt habe, so ist dies das Jahr 1900, wo ich von Chailly nach Berlin, vom Patriarchat zum Matriarchat und von der Mittelmeerkultur zum deutsch-englisch-russischen Kulturzonengürtel hinübergewechselt habe.» (Adrien Turel)
1902
Eintritt ins Leibniz-Gymnasium. Neben ausgedehnter Lektüre erste dichterische Versuche, die in den folgenden Jahren intensiviert werden (Dramen, Epen, Gedichte, Novellen).
1905
Der Vater stürzt sich in geistiger Umnachtung aus dem Fenster und stirbt an den Folgen des Sturzes. Die Familie lebt fortan in schwierigen finanziellen Verhältnissen; die Mutter führt in der erweiterten Wohnung eine Pension.
1912
Schulabschluss mit dem Reifezeugnis. Beginn des Studiums (Geschichte, Germanistik, Romanistik) an der Universität in Berlin bei den Professoren Delbrück und den Historikern Meinecke und E. Meyer. Vorübergehend Anschluss an die Sozialdemokratische Partei. Zahlreiche Veröffentlichungen im «Simplicissimus» teilweise unter dem Pseudonym Hans Heinz Quer.
1917
Adrien Turel übernimmt eine Stellvertretung als Lehrer am Französischen Gymnasiuum, wo er bis Anfang 1919 unterrichtet. Durch die Bekanntschaft mit dem Nervenarzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld und dem Psychoanalytiker Heinrich Körber findet er Zugang zu der Psychoanalyse, die für ihn zum Mittel der freien Selbstentfaltung wird, in die er sich stürzt "wie in einen neuen Lebensozean". Hält selbst psychoanalytische Vorträge.
1918
Erste Buchpublikation unter dem Titel «Es nahet gen den Tag» (Gedichte).
1919
Aufgrund seiner Verbindungen zu Linkssozialisten und Kommunisten wird er im während der deutschen 'Revolution' verhaftet und als Spartakist angeklagt. Nach dem Freispruch geht Adrien Turel nach München, wo er sich politisch betätigt. Er publiziert in verschiedenen Zeitungen. Kontakt zum S. Fischer-Verlag, dessen Lektor Oskar Loerke sich für A. T. einsetzt: «Selbsterlösung» (Essays) erscheint. Vermehrte schriftstellerische Tätigkeit. Finanzielle Schwierigkeiten; Adrien Turel findet Unterkunft bei Freunden in Berlin.
1920
Adrien Turel entwickelt den Gedanken des «Quaternismus», der «Vierdimensionalität»: Tätigkeit in der «Arbeitsgemeinschaft für biogenetische Psychologie», die Adrien Turel auf Anregung Heinrich Körbers gegründet hat.
1923
Veröffentlichung des dramatischen Spiels «Christi Weltleidenschaft» und Heirat mit Margarethe Kallmeyer (geb. 1898) aus Charkow (Russland). Aus der - 1926 geschiedenen - Ehe geht eine Tochter hervor.
1927
Mitarbeit bei Adolf Steinschneider in Frankfurt, dann psycholanalystische Tätigkeit in Berlin.
1930
Niederschrift des Buches «Eroberung des Jenseits».
1931
Arbeit beim Feuilleton-Dienst von Claire Jung (der geschiedenen Frau des Schriftstellers Franz Jung). Tiefe Freundschaft zu Harro Schulze-Boysen (1909-1942), dem deutschen Widerstandskämpfer.
1933
März, Verhaftung durch die SS; wegen Mangels an Beweisen entlassen.
1934
Anfang Juni Emigration aus Deutschland. Kurzer Aufenthalt beim Bruder Serge in Zürich, dann für sechs Monate in Paris. Endgültige Niederlassung in Zürich.
1947
Heirat mit Lucie Welti.
1957
Adrien Turel stirbt am 29. Juni.
1958
Lucie Turel-Welti gründet die Stiftung Adrien Turel.
2009
Homepage der Stiftung Turel.
Turel mit seiner russischen Amme 1891
Mutter Turel mit ihren Kindern Lilli, Serge und Adrien